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1973 : LP(2) Bellaphon BLS 5555 -Germany 'Portrait'


1969
A touch of Music -
A touch of Francoise Hardy



LP(2)   #0074
Vogue LDVS 17172
Germany
Songlist

Dann bist du verliebt
Dans le monde entier
Die Liebe geht (L'amour s'en va)
Ein Fenster wird hell (Dans le monde entier)
Er war wie Du
Et meme (version 2)
Frag' den Abendwind
Ich hab' das Glück (J'aurais voulu)
Ich sag' ja (J'suis d'accord)
Ich steige dir auf's Dach
Je n'attends plus personne
Je veux qu'il revienne
L'amour d'un garcon
L'amour s'en va
La maison ou j'ai grandi
Mon amie la rose
Oh oh cheri
Peter und Lou (Tous les garcons et les filles)
Pourtant tu m'aimes
Quel mal y a-t-il a ca
Son amour s'est endormi
Voila
Wenn dieses Lied erklingt
Wer du bist



Cover text :
FRANCOISE HARDY
Diese Frau strahlt eine eigentümliche Faszination auf jeden aus, der ihr begegnet. Sie besitzt einen herben Charme, der durch ihr Äußeres noch stark unterstrichen wird. Lange braune Haare bis über die Schultern, graue Augen und eine Figur wie ein Mannequin machen sie zu einer äußerst bemerkenswerten Erscheinung. Sie benimmt sich gern wie ein Vamp, und dann könnte man sie mit einem nebligen Novembermorgen vergleichen: kalt und unwirklich. In ihren Augen jedoch liegt der Schlüssel zu ihrem Charakter. Wenn sie lacht, sieht man in ihnen die zärtliche, wenn auch manchmal ein wenig komplizierte FRANCOISE HARDY. Es gibt Männer, da bin ich ganz sicher, die bereit wären, für sie die Welt zu verändern und die immer dann, wenn sie traurig ist, ihren Arm um sie legen würden, denn diese Künstlerin ist, sollte man den Begriff 'FRAU' einmal definieren, der Inbegriff all dessen schlechthin. Heute ist sie ein internationaler Star des Chansons, der es versteht, sein Publikum zu begeistern. Doch bis dahin war es auch für sie nicht immer einfach, auch ihre Karriere kennt Höhen und Tiefpunkte.
Es war im Sommer 1966, der Regisseur John Frankenheimer hatte sie für seinen Film "GRAND PRIX" engagiert, in welchem sie die Rolle einer Französin verkörpern sollte, als ich sie kennenlernte. Sie war, wie immer, sehr extravagant gekleidet und fuhr einen roten Sportwagen, und sie machte einen nervösen Eindruck, denn, so erklärte sie mir, die Dreharbeiten am Vormittag waren nicht zu ihrer und des Regisseurs Zufriedenheit verlaufen. Doch ich wollte mit ihr über ihren Werdegang als Sängerin sprechen, deshalb bot ich ihr eine Zigarette an. Sie lehnte sich zurück und antwortete auf meine in Französisch gestellte Frage in einwandfreiem Deutsch:
Meine Mutter war Buchhalterin, mein Vater war als Direktor bei einer Firma für Rechenmaschinen beschäftigt. Jedenfalls war das so, als ich am 17. Januar 1944 in Paris geboren wurde. Während meiner Schulzeit hatte ich immer den Wunsch zu musizieren, aber es war der Wille meiner Eltern, daß ich erst einmal das Abitur machen sollte, bevor ich mich anderen Dingen widmen durfte.
Sie spielen sehr gut Gitarre, wann haben Sie angefangen, dieses Instrument zu erlernen?
Das war kurz nach Beendigung meiner Schulzeit. Mein Vater hatte mir die Gitarre als Belohnung für das bestandene Examen geschenkt. Übrigens finde ich, daß ich nicht gerade bemerkenswert gut spiele, aber ich danke Ihnen für das Kompliment.
Als sie das sagte, blitzten ihre Augen ein bißchen spöttisch, und sie stricht die Haare ein wenig zur Seite, die ihr in die Stirn hingen.
Mein erster Schallplattenerfolg war der Titel "Tous les garcons et les filles". Das war 1962. Ungefähr ein Jahr später ging ich dann auf Tournee zusammen mit Richard Anthony. Das Aufregende daran war, daß ich bis zu diesem Tage noch nie vor einem Publikum aufgetreten war. Sie können sich sicherlich sehr gut vorstellen, daß mir das anfangs nicht leicht gefallen ist, und wenn meine Kollegen sich nicht so nett um mich gekümmert hätten, wäre dieser erste Abend wahrscheinlich auch schon der letzte für mich gewesen. Aber man gewöhnt sich an die Atmosphäre, allerdings Lampenfieber habe ich heute immer noch wie am ersten Tag.
Wenn ich richtig informiert bin, bekamen Sie im Anschluß an diese Tournee ein Engagement für das Olympia in Paris. Das war doch ein bemerkenswerter Erfolg.
Sie setzte sich im Sessel zurück, schlug die Beine dekorativ übereinander und zog den Mund ein wenig nach unten.
Doch, sagte sie, da haben Sie Recht, mit diesem Olympia-Auftritt habe ich sehr viele Freunde und Anerkennung gefunden. Jacques Dutronc schrieb für mich den Titel "Le temps de l'amour". Außerdem erhielt ich im gleichen Jahr eine Auszeichnung, den "Grand Prix du Disque Academie Charles Gros". Ich bin sehr stolz auf diesen Preis. In der Zwischnzeit habe ich noch eine ganze Reihe Schallplatten produziert. Als ich 1964 auf eine Tournee durch Brasilien ging, merkte dies in Europa außer meinen Bekannten zunächst niemand, denn meine Platten wurden überall sehr gut gespielt.
Sie fing an zu lachen, denn sie fand die Tatsache, daß man durch die Schallplatte an verschiedenen Stellen in der Welt gleichzeitig sein konnte, ausgesprochen originell.
Mademoiselle Hardy, sagte ich, Sie bekommen sicher sehr viel Verehrerpost. Woher kommen all diese Briefe und Karten?
Oh, das ist ganz verschieden, aber sie kommen aus allen Ländern, selbst aus denen, wo meine Lieder nicht erschienen sind. Aber das liegt wohl an den Radio- und Fernsehsendungen. Überhaupt sind diese Briefe ein Problem für mich. Als ich noch ein kleines Mädchen war, habe ich mir immer eine Brieffreundschaft gewünscht. Jetzt habe ich so viele, daß ich sie selbst gar nicht immer beantworten kann, aber meine Autogrammkarten unterschreibe ich alle persönlich.
Meine halbe Stunde ging langsam zu Ende, bei Filmaufnahmen wird immer streng nach Zeitplan gearbeitet. So stellte ich meine letzte Frage:
Sie komponieren und texten viele Ihrer Lieder selbst. Sie haben aber nie ein Musikstudium absolviert. Wie vereinbart sich das?
Sie schaute einen Moment auf ihre Hände mit den langen, nervösen Fingern, dann antwortete sie:
Es fing damit an, daß ich für meine Eltern kleine Reime und Lieder schrieb, an Geburtstagen und so. Außerdem habe ich immer sehr viel gelesen und dadurch dann oft Anregung für meine Texte gefunden. Falls Sie allerdings wissen möchten, ob ich für diese Dinge sehr talentiert bin, so weiß ich darauf keine Antwort. Ich hoffe es aber, und wenn meine Lieder den Menschen gefallen, so bin ich sehr glücklich darüber.
Nach diesen Worten erhob sie sich, gab mir die Hand und ging leichtfüßig zu ihrem Auto zurück. Die Leute im Restaurant hörten auf zu flüstern, zurück blieb der Duft ihres Parfums und ein fast unberührtes Glas Wein.
Seit diesem Tag ist sehr viel Zeit vergangen, doch FRANCOISE HARDY ist das geblieben, was sie wohl irgendwie schon immer war: eine überragende Persönlichkeit, die ihr Publikum mit ihren Liedern in einen Bann zu ziehen versteht und die einfach mehr ist als irgendeine Sängerin.

Michael Deburba